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ALEVİ BEKTAŞİ KÜLTÜR ENSTİTÜSÜ
DAS ALEVITISCH - BEKTASCHITISCHE KULTURINSTITUT E.V.
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DER MONAT MUHARRAM UND DER ASCHURA-TAG

Sowie das Leben eines Menschen nicht nur von glücklichen Momenten geprägt werden kann, so war auch die Menschheitsgeschichte nicht nur Schauplatz für glückliche Ereignisse. Während wir ein ganzes Leben lang viele leidvolle Ereignisse erleben, an die man sich mit Trauer erinnert, verzeichnete auch die Menschheitsgeschichte zahlreiche leidvolle Ereignisse, die Eingang in die Geschichtsbücher gefunden haben. Ebenso wie wir aus leidvollen, traurigen Ereignissen in unserem Leben Lehren ziehen und darauf achten, dass sie sich zukünftig nicht mehr wiederholen, so ist auch von der Menschheit zu erwarten, dass sie Lehren aus historisch leidvollen Ereignissen, an die man mit Trauer zurückblickt, zieht und dafür Sorge trägt, dass sie sich nicht nochmal wiederholen. Eben aus diesem Grund bildet auch das insbesondere im alevitisch-bektaschitischen Glauben kurzum als “Muharrem” genannte und in seinem Kern vom “Leiden in Karbala” handelnde Ereignis ein historisches Thema, welches sich nicht nochmal wiederholen darf. An jedem Jahrestag des Unglücks von Karbala gedenkt man mit Trauerfeierlichkeiten an dieses Ereignis und hält die Erinnerung daran mit einer modernen Interpretation wach und wünscht sich, dass diese Art von leidvollen Erfahrungen  nicht mehr vorkommen.

Die Kernbotschaft des Muharrem-Trauers handelt vom Widerstand gegen die “Tyrannen, Grausamkeit, Gewissenslosigkeit, Intoleranz und Abscheulichkeit”. Um es mit einem Ausdruck der alevitisch-bektaschitischen Tradition zu formulieren, geht es hier darum“SICH GEGEN DIE  GRAUSAMKEIT DES  TYRANNEN ZU ERHEBEN”.  Denn “sich gegen die Grausamkeit des Tyrannen nicht zu erheben, bedeutet Unterdrückung de Schwachen”. Das Karbala-Ereignis ist – daher – zum Symbol dieser Denkart geworden. Mit den alljährlich stattfindenden Karbala-Trauerfeierlichkeiten werden alle Tyrannen der Welt verdammt und die Befreiung der Unterdrückten gefordert. Der wichtigste Wunsch ist dabei, dass sich die Welt in ein “Paradies” umwandelt und dass das Leiden weniger und der Trauer durch die Freude ersetzt wird und dass glückliche Menschen brüderlich leben.

Karbala lässt sich nicht auf ein bereits stattgefundenes und abgeschlossenes Ereignis aus dem Jahre 680 reduzieren. Karbala steht als Symbol für Trauer und Unterdrückung. Dabei charakterisiert Yezid als einer der Hauptakteure  dieses Ereignisses die “Unterdrücker”, während Imam Hüseyin als Symbolfigur der “Unterdrückten” verstanden wurde. Selbstverständlich wird es im Leben sowohl Gutes und Böses als auch Freude und Leid geben. Jedoch wird unsere Welt, in der wir leben, dadurch, dass wir Lehren aus den leidvollen Erfahrungen ziehen und dazu beitragen, dass das Leiden im Leben reduziert wird und und die Bösen soweit es geht, zu den Guten bekehrt werden, noch schöner. Die Erinnerung an die Leidensgeschichten, die daraus gezogenen Lehren, sowie die Bemühung zu verhindern, dass keine weiteren Leidensgeschichten mehr entstehen, kann unsere Welt gewiss zu einem noch schöneren und glücklicheren Ort machen.

Bedauerlicherweise geschieht gegenwärtig in vielen Teilen der Welt weiter Unrecht und neue Unterdrückte kommen dazu. Wenn wir auch nicht genau wissen, wie viele Lehren die Menschheit aus der Geschichte gezogen hat, wie jedes Jahr werden wir auch dieses Jahr  unsere Muharrem-Trauerfeierlichkeiten mit Kummer praktizieren und dabei ohne entmutigt und überdrüssig geworden zu sein, mit aller Kraft versuchen, die Unterdrückung der Tyrannen zu stoppen und Gehör für unseren Herzenswunsch zu finden, dass die guten Taten über die Abscheulichkeiten siegen.

In der Hoffnung und Sehnsucht nach einer Zeit in unserer Welt, in der die Menschen immer mehr Freude und Glück haben und Brüderlichkeit und Toleranz die Herrschaft übernehmen, die guten Taten über die Abscheulichkeiten siegen und dass der Dienst an der Menschheit mehr zählt als die Beherrschung der Menschen und dass überall Ruhe und Frieden herrscht und dass der Aschura-Tag die Menschen vereinen möge, gedenken wir an die Märtyrer von Karbala und hegen den Wunsch, dass die Muharram-Trauerfeierlichkeiten Gutes stiften.

In Liebe

Im Namen des Vorstandes des Alevitisch-Bektaschitischen Instituts

Gülizar Cengiz

Anmerkung: Um Ihre themenbezogenen Kenntnisse zum Thema Muharram aufzufrischen, wird in der Anlage der Text von Prof. Dr. Belkıs Temren (Menemencioğlu) beigefügt.