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ALEVİ BEKTAŞİ KÜLTÜR ENSTİTÜSÜ
DAS ALEVITISCH - BEKTASCHITISCHE KULTURINSTITUT E.V.
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HIZIR IN DER GLAUBENSVORSTELLUNG DER ALEVITEN-BEKTASCHI

Die Menschheitsgeschichte berichtet in ihren Annalen von vielen Ereignissen, an die wir uns traurig erinnern, in denen die Freude geteilt wird oder Hoffnungen gedeihen.

Beim dem Phänomen Hızır in der Alevi-Bektaschi Glaubensvorstellung handelt es sich um ein solches Ereignis. Hızır ist einer von den Heiligen aus dem Jenseits (gaib).

Das Wort Gaib (das Verborgene) wird zur Beschreibung der verborgenen Welt und der Persönlichkeiten aus dieser Welt verwendet.

Eine dieser Welten ist jene Welt, die mit Sinnesorganen begriffen wird, welche auch als „alem-ül șehâde” bezeichnet wird. Die andere Welt ist jene Welt, die nicht mit den Sinnesorganen begriffen wird, welche als die verborgene Welt („alem-ül gayb“) bezeichnet wird. Man glaubt, dass die Heiligen Kenntnis über diese verborgene Welt haben.

Die Persönlichkeiten aus der Welt der Verborgenheit (alem-ül gayb) finden auch Erwähnung über die Bezeichnungen die Dreien, Fünfen, Siebenen, Zwölfen, Vierzigern. Diese Heiligen werden als „Rical-ül Gayb“ (Persönlichkeiten der Verborgenheit) bezeichnet.

Der Ausdruck „Gaib Erenler“ (Heilige aus der Verborgenheit) bezeichnet alle Heiligen, die das Zeitliche gesegnet haben und sich in der verborgenen Welt aufhalten.

Ob der Ausdruck von Hallacı Mansur: „Ich bin die Wahrheit“ (En-el Hak) oder die Aussage des großen Dichters Yunus Emre, in der es heißt: “Fleisch und Knochen ward ich, und zeigte mich als Yunus“ (Ete kemiğe büründüm, Yunus diye göründüm), hier handelt es sich um das Erscheinen Gottes Angesichts in einem Menschen. Aus diesem Grunde sahen die anatolischen Aleviten in ihren Gästen vor ihrer Haustür Imam Ali und Hızır.

Die Aleviten-Bektaschi setzen den Gast mit Hızır und Hızır wiederum mit Imam Ali gleich.

Die Vereinigung mit Hızır, unser Glaube an Hızır führte dazu, dass Hızır in unserem Herzen einen festen Platz eingenommen hat. Wenn der Glaube in uns nicht einhergeht mit dem Wesen, mit Worten und mit dem Herzen, dann hat es auch keinen Sinn, Hilfe von Hızır zu erwarten. Die historischen Geschichten, welche die Traditionen der Alevi-Bektaschi erklären, werden oft mit den Lebensgeschichten der Familie und der Nachkommenschaft des Propheten Muhammed (Ehli Beyt) und der Zwölf-Imame (Oniki Imam) geschmückt. Dies gilt auch im Falle des Hızır.

Dem Glauben nach wird überliefert:

Eines Tages erkrankten der ehrenwerte Hasan und der ehrenwerte Hüseyin. An dem Tag konnten die beiden den ehrenwerten Gottesgesandten Muhammed Mustafa nicht besuchen. Daraufhin ging unser Prophet in die Wohnung von Fatma Ana (Tochter des Propheten) und stellte fest, dass Fatma Ana beunruhigt und aufgeregt war.

Er fragte Fatma Ana: “Meine Tochter Fatma, wie ist die Lage?”

Daraufhin sagte Fatma Ana: “Unsere beiden Herzblätter sind todkrank, wir machen uns Sorgen um ihr Leben.”

Daraufhin sagte der Gesandte Gottes: “Meine Tochter, wenn das so ist, gib einem Waisen Almosen”.

Fatma Ana erwiderte: “Gesandter Gottes, wir haben nichts zu Hause,von dem wir eine Almose geben könnten”.

Darauhin sagte Prophet Muhammed zu ihr: ”Wenn das so ist meine Tochte Fatma, dann fastet drei Tage, damit die Kinder Genesung finden”.Der ehrenwerte Imam Ali und unsere ehrenwerte Fatma Ana sprachen die rituelle Intention aus und fasteten. Kurz vor dem Fastenbruch klopfte jemand an der Tür und ein Waisenkind stand da.Das Waisenkind sagte zu ihnen: “O Ihr Familie des Propheten, ich bin hungrig, gebt mir was zu essen”.

Unsere Fatma Ana gab das Essen, welches für den Fastenbruch vorgesehen war, dem Waisen. Am nächsten Tag zum gleichen Zeitpunkt wurde wieder an der Haustür geklopft. An dem Tag kam ein Sklave vorbei und sie gaben ihm auch ihr für den Fastenbruch zubereitetes Essen.

Am dritten Tag klopte ein Bedürftiger an der Tür und sie gaben ihm ihr Essen und begnügten sich nur mit dem Wasser.

Am vierten Tag fanden der ehrenwerte Hüseyin und der ehrenwerte Hasan Genesung und ihnen ging es wieder gut. Als der ehrenwerte Muhammed Mustafa die Wohnung seiner Tochter besuchte, sagte er zu ihr: “Meine Tochter Fatma, es war Hızır, der als Waisenkind, als Sklave und als als Bedürftiger zu euch kam, während ihr gefastet habt. Unsere Lieblinge haben Hızır zuliebe Genesung gefunden”.

Aus diesem Grunde fasten die Aleviten-Bektaschi am zweiten Donnerstag des Monats Februar, der auch als die Mitte des Winters bekannt ist, drei Tage lang.

Nach dem dreitätigen Fasten findet dann der Hızır-Gottesdienst (Hızır cemi) statt.

Durch das Hızır-Fasten und den Hızır-Gottesdienst wird sichergestellt, dass alles, was Hızır symbolisiert, in einem förmlichen Ritual praktiziert wird und dass nichts in Vergessenheit gerät und wir ständig mit diesem Bewußtsein leben.

Aus den Erzählungen über den Hızır-Glauben im Alevitentum-Bektaschitum schlussforgern wir, dass Hızır keine ethnische Identität hat.

Der Hızır-Glaube begegnet uns in vielen Gemeinschaften in verschiedenen Formen. Jede Gemeinschaft reklamiert ihn für sich.

Raum- und Zeitvorstellungen um Hızır sind unbekannt. Das heißt, er wird nicht durch die Zeit limiert.Hızır ist ein Wegweiser.

Er ist ein geistiger Führer, ein Retter, denn Leute in der Not sagen: “EILE HERBEI HIZIR” (YETİŞ YA HIZIR).

Hızır ist je nach Kontext auch ein weiser Mensch, ein Gelehrter.

Er ist ein Derwisch, der ein Heiliger ist.

Manchmal ist er für die Menschen die helfende Hand der göttlichen Ordnung.

Hızır ist der Begleiter von Menschen in der Not.

Er ist es, der unter die Arme greift, der seine Hand reicht.

In unserem Weg steht unter die Arme greifen (el uzatmak) und „Hand in Hand und die Hand zu Gott“ (El ele el Hakk’a), für „MACHT“, die durch die „HAND“ symbolisiert wird. Hızır ist wie die physische Hand der göttlichen Hilfe, die zur Hilfe eilt. Hızır ist der, der die Realisierung der Gerechtigkeit sichert, ohne dass dabei das Wertvolle mit dem Wertlosen verworfen wird.

Hızır ist bekannt als der Heilige aus dem Jenseits. Er ist das Symbol des vollkommenen Menschen im Jenseits.

Hızır symbolisiert den Zustand der göttlichen Wahrheitsfindung in sich und die Vereinigung mit dieser Wahrheit (Hak ile Hak olmak), er ist die höchste Stufe, die man in der Heiligenhierarchie (Kutb-ül Akrab) erreicht.

Aus diesem Grunde repräsentiert Hızır auch das Volk. Manchmal erscheint er wie ein Bedürftiger, manchmal ist er ein Greis mit einem grauem Pferd, manchmal ein Kind und manchmal ein Kranker.

Wir verwenden Ausdrücke wie: “Mein Hızır, er ist immer da, wenn man ihn ruft. Hızır eilt nicht zur Hilfe, bevor der Diener Gottes nicht in der Notlage ist. Komm zur Hilfe Hızır, hilf uns du Prophe. Komm zur Hilfe du Hızır mit dem grauen Pferd”.

Wir sagen in unseren Gottesdiensten auch: “Begreife jede Nacht als die heilige Kadir-Nacht, betrachte jeden, der kommt als Hızır, damit du so wirst wir Selman beim Imam Ali”.

Darüber hinaus begegnet uns Hızır in der Zeit der schwierigen Wintertage, wo die Gelduld des Menschen zu Ende geht, als eine Hoffnung.

Möge Hızır euch stets helfen.

Im Namen des Vorstandes des Alevitisch-Bektaschitischen Kulturinstituts
Güllizar Cengiz